1962 findet in Muehls Kelleratelier in der Perinetgasse (im 20. Wiener Gemeindebezirk) die erste aktionsähnliche Veranstaltung „Die Blutorgel“, statt, an der Muehl selbst, sowie Adolf Frohner und Hermann Nitsch beteiligt sind. Die Idee wird im Frühjahr 1963 zusammen mit Nitsch im „Fest des psycho-physischen Naturalismus“ radikalisiert. In einem programmatischen Aufsatz zum „psycho-physischen Naturalismus“ heißt es u. a.: „manchmal [habe ich] das Bedürfnis, mich wie eine Sau im Schlamm zu wälzen. Mich provoziert jede glatte Fläche, sie mit intensivem Leben zu beschmutzen. Ich krieche auf allen Vieren darauf herum und schleudere den Dreck nach allen Richtungen.“ Im Herbst führt Mühl in seinem Wohnatelier vor der Kamera seine erste Materialaktion, „Versumpfung einer Venus“ durch.
Von 1964 bis 1966 führt Muehl zahlreiche sog. „Materialaktionen“ durch, die z.T. vom Filmemacher Kurt Kren, z.T. vom Fotografen Ludwig Hoffenreich festgehalten werden. 1966 entwickelt er in enger Zusammenarbeit mit Günter Brus einen neuen Aktionstyp, bei dem der Körper selbst und seine Funktionen als das eigentliche Material begriffen werden. Diese Aktionsform ist stark politisiert, Muehl formuliert dazu das „aktions-politische“ Programm „Zock“.
Im Juni 1968 organisieren Muehl, Brus und Oswald Wiener im Hörsaal 1 der Wiener Universität die Aktionsveranstaltung „Kunst und Revolution“. Dazu gehört etwa diePissaktion Muehls: wobei drei nackte Männer um die Wette urinieren. Die erreichten Weiten werden gemessen und an der Tafel notiert. 1969 wird bei einer Aktion mitHermann Nitsch ein Schwein geschlachtet und dabei Blut, diverse Materialien, Urin und Kot über eine nackte Frau geschüttet, dazu Weihnachtslieder über Lautsprecher gespielt.
Die Aktionen werden von der Presse als Riesenskandal aufgebaut und führen schließlich zu Haftstrafen für Brus, Mühl und Wiener. Brus wird wegen „Herabwürdigung der österreichischen Staatssymbole“ verurteilt und emigriert nach Berlin (siehe auch: Uni-Ferkelei).
Muehl führt einige psychodramatische Aktionen mit sexueller Dynamik durch und beginnt in einem Reflexionsprozess, seine Idee der „Aktion“ von der sich als Kunstform etablierenden Happening– und Fluxus-Kunst abzugrenzen. Er folgt einer Reihe von Einladungen, u.a. in die USA, an Universitäten und in Ausstellungen Aktionen durchzuführen. Er sieht im „Happening eine durchaus bürgerliche Kunst, eben Kunst. Wir wollen diese blödsinnige Kunst überwinden.“
Die lose organisierten Aktivitäten dieser Zeit werden in der Kunstgeschichte später unter dem Begriff Wiener Aktionismus als eigene Form behandelt.